Nachruf auf Hanns Walter Huppenbauer

Hanns Walter Huppenbauer. Foto: Mission 21

Mit für sein Alter kräftigem Schritt lief Hanns Walter Huppenbauer bis vor kurzem durch die Gänge des Missionshauses. So geht ein Hausherr durch sein Haus, dachte ich einmal.

Und wenn er mit den Mitarbeitenden von Mission 21 im Restaurant Pause machte, hörte man ihn mit tragender Stimme Anekdoten erzählen darüber, wie es hier früher gewesen ist. Klar, dass er sich wie zu Hause benahm: Hier hatte er nach 1930 seine Kindheit ver­bracht, war etwa an den Abflussrohren der Regenrinne emporgeklettert, wie er einmal erzählte. Hier hat er später wichtige Jahre seines Berufslebens verlebt. In den letzten Jahren war er wie ein alter Bauer auf seinem Hof. Er mischte sich nicht mehr ins Tagesgeschäft ein, auch wenn er dazu immer eine klare Meinung hatte, manches anders gemacht hätte.

Enttäuschungen hat es hier für ihn auch gegeben, aber was soll‘s. Verbittert war er deswegen nie. Er blieb im Gegenteil „angefressen“ von Mission, „mit Haut und Haar“ engagiert für das, was Mission seiner Auffassung und Erfahrung nach war.

Basel-Aargau-Ghana: Theologie im Kontext des Alltagslebens

Ich bin ihm erstmals 1973 begegnet. Er war da Examensprüfer beim Theologischen Examen. Von den älteren Semestern kam eine Entwarnung: „Den Huppenbauer als Experte? Kein Problem, der ist locker. Versuch einen Bezug zu Qumran herzustellen, dann hast du ihn!“

Nach dem Theologiestudium in Basel hatte er sich mit den in Qumran entdeckten Bibel-Schriftrollen befasst und den Doktortitel geholt. Dann übernahm er ein Pfarramt im Aargau.

1964 ging er dann für die Basler Mission als Dozent nach Ghana. Dort schärfte er sein theologisches Profil: Theologie treiben? Nur im Kontext des Alltagslebens! In Afrika Theologie lehren? In Afrika lebte das Christentum vor demjenigen in Europa. Das richtige Christentum? Es nimmt Gestalt immer als Teil der jeweiligen Kultur an. Keine hat Vorrang.

Präsident und Zentralsekrektär der KEM

1970 kehrte er aus Ghana zurück. Zuerst wurde er Präsident, dann Zentralsekretär der neuen „Kooperation Evangelischer Kirchen und Missionen“. In der Entkolonialisierung nach dem 2. Weltkrieg hatte die Weltökumene entdeckt: Missionsgesellschaften sind Beauftragte der (sichtbaren) Kirchen, nicht nur der (unsichtbaren) Kirche. Letzteres war zwar ein kreatives Element in der pietistischen Gründerzeit. Im globalen 20. Jahrhundert musste man Christenheit als interaktives Zusammenspiel von kulturellen „Christentümern“ realisieren.

Aus dieser Zeit stammen Begriffe wie: „Mission im Gegenverkehr“, „Partnerschaft auf Augenhöhe“, „Advocacy“ als Unterstützung der kirchlichen Partner im Weltsüden in ihren politischen Anliegen an die reiche Schweiz. Mission war ein „Beziehungsprozess“: sich gegenseitig Wahrnehmen, Lernen und kritisches Befragen. Mission ist ein stetig sich verbesserndes Zu-sich-Kommen der Kirche. Dabei steht ihr Herr im Zentrum, nicht eine geschichtlich-kulturelle Form von Kirche, gar in europäischer Gestalt.

Sorgfältiger Historiker ohne Vorurteile

Hanns Walter Huppenbauer wurde damals mit den Problemen der Apartheid konfrontiert. Das war als Schweizer Banken-, Wirtschafts- und politische Kreise dem Apartheidregime Legitimität zusprachen. Für Hanns Walter Huppenbauer gab es da keine Kompromisse. So engagierte er sich seither für die Südafrikamission, auch nach Ende der Apartheid.

Ich habe Hanns Walter Huppenbauer 2010 näher kennen gelernt, als er angesichts einer Krise bei Mission 21 das Präsidium übernahm. Richtig schätzen gelernt habe ich ihn bei den Vorbereitungen zum Jubiläum der Basler Mission im Jahr 2015. Als sorgfältiger Historiker barg er aus dem Missionsarchiv wichtige Dokumente. Sie rückten die frühe Geschichte der Mission in ein anderes Licht. Sie widerlegten viele Vorurteile gegen diese Mission. So trug er viel zur historischen Verankerung des Jubiläumsnarrativs „Unverschämt viel Hoffnung“ bei.

Nun ist er im Alter von 88 Jahren verstorben. Im Missionshaus werden seine Schritte auf dem Gang, seine Anekdoten und sein reicher Wissens- und Erfahrungsschatz fehlen.

Peter Felber

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