Buchstäblich zurück ins Leben

Viele Kinder haben im Fernunterricht den Anschluss verloren. Der Nachhilfeunterricht von Alfalit ist darum sehr wichtig.

Behutsam umfasst die Lehrerin die Hand der erwachsenen Schülerin, zwischen deren faltigen Fingern ein Bleistift steckt. Die Spitze gleitet über das Papier und nach ein paar Sekunden lässt die Lehrerin zufrieden los. Sie schaut noch einen Moment lang zu, bevor sie sich den anderen Schülerinnen im Schulzimmer zuwendet.

Im Raum hängen Poster mit Grammatikregeln an den bunt gestrichenen Wänden. Die Frauen sitzen auf Stühlen mit kleinen Holztischchen vor aufgeschlagenen Heften und schreiben. Alle sind hier aus der Umgebung und im mittleren bis höheren Alter. Es ist Unterricht bei unserer Partnerorganisation Alfalit in Chupa in der Region Puno. Zum ersten Mal lernen die Frauen lesen und schreiben.

In den peruanischen Anden hatten viele Frauen nie die Chance, zur Schule zu gehen. «Wie gerne hätte ich einen anderen Beruf erlernt!», sagt die indigene Kleinbäuerin Francisca Itusaca de Mullisaca. Stattdessen musste sie zu Hause mithelfen, die Tiere zu versorgen und das kleine Stück Land zu bebauen.

Pandemie gefährdet die Schulbildung

Die heranwachsenden Generationen Perus haben es besser. Die meisten Kinder und Jugendlichen gehen zur Schule. Im Fernunterricht während der Pandemie haben aber viele den Anschluss verloren. Es fehlte die technische Ausrüstung, um an den Lektionen teilzunehmen oder das selbstständige Lernen bereitete Mühe.

Wie gross der Bildungsrückstand ist, lässt sich kaum abschätzen. Die ersten Schülerinnen und Schüler sind seit Mitte März wieder im Präsenzunterricht. Und heute, am Montag vor Karfreitag, beginnen die Osterferien. Während der Sommerpause bot Alfalit Nachhilfe-Kurse an. So konnten immerhin die Kinder in der Region Puno Schulstoff nachholen und sich neue Lernstrategien aneignen.

Der Fortschritt der letzten Jahrzehnte in der Bildung der Landbevölkerung darf vom Lockdown nicht zunichtegemacht werden. Der Nachwuchs soll von klein auf Selbstbewusstsein entwickeln können und lernen, sich zu äussern. So können sich die Kinder später zusammen mit ihren Müttern für die Bedürfnisse der Menschen hier in Puno einsetzen.

Unterstützung für mehr Selbstvertrauen

In der Politik sind Frauen heute eher selten anzutreffen. Dabei wäre es gerade in der Region Puno wichtig, dass die ganze Bevölkerung sich für ihre Bedürfnisse einsetzen kann. Rund um den Titicacasee-See gibt es über dreissig illegale Minen, die mit Schwermetall-Verschmutzungen die Menschen gefährden. Und nach wie vor ist die Gewalt gegen Mädchen und Frauen ein grosses Problem. Darum ist die Stimme der peruanischen Frauen wichtig.

Mit dem Unterricht unterstützt unsere Partnerorganisation Alfalit die Frauen nicht nur für den Alltag, sondern fördert ihre Mitwirkung in den Gemeinden. Neben Lesen und Schreiben stehen auch kommunikative Kompetenzen auf dem Lernplan, zum Beispiel Konfliktmanagement, Konsenssuche und Durchsetzungsvermögen.

«Viele Frauen machen enorme Fortschritte und können sich immer besser ausdrücken», sagt Dora Peña, eine Mitarbeiterin von Alfalit. Auch Francisca traue sich nun mehr, fremde Menschen anzusprechen. Und María sagt: „Bei Alfalit teilzunehmen, ist in jedem Sinne gut für uns“.

Die Frauen besprechen auch Sachthemen des Alltags, die für die Gesellschaft und Familie wichtig sind. Mit diesem Werkzeug können sich die Frauen für ihre Bedürfnisse einsetzen und für jene ihrer Kinder, damit sie gemeinsam zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen können.

Text: Samuel Rink

► Mehr Informationen zur Bildungsförderung von Mission 21 in Chile und Peru

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