Buchvernissage über Pionierinnen der Frauenbewegung in der Schweiz

Evelyne Zinsstag und Dolores Zoé Bertschinger geben kirchlichen Pionierinnen in ihrem neu erschienenen Werk eine Stimme. Foto: Mission 21

Pfarrerin Tania Oldenhage, Studienleiterin des Forums für Zeitfragen, führte gekonnt durch den Abend und stellte spannende Fragen zur Diskussion. Thema war die ökumenische Frauenbewegung in der Deutschschweiz, welche Evelyne Zinsstag und Dolores Bertschinger in ihrem Buch beleuchten. Dabei startet Zinsstags Beitrag mit der „Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit“ (SAFFA) 1958 in Zürich und zeigt auf, wie die Theologinnen Ruth Epting, Else Kähler und Marga Bührig sich in der aufkommenden Frauenbewegung verorteten.

Evelyne Zinsstag setzt die Frauen sorgfältig in den Kontext ihrer Zeit. Diese bemühten sich darum verschiedene Frauenbilder miteinander zu versöhnen und bewarben eine Partnerschaft von Frau und Mann auf Augenhöhe, ohne provozieren zu wollen. Dass Provokationen nicht erwünscht waren, zeigte sich beispielsweise an der Ansprache des Bundespräsidenten an der SAFFA 1958, wie Zinsstag ausführte. Dort lobte der Bundespräsident zwar die Frauen für ihren Einsatz für den Staat, ermahnte sie aber gleichzeitig nicht zu „aufmüpfig“ zu sein.

Eine „Frau Pfarrer“ in Kamerun

Pfarrerin Magdalena Zimmermann, stellvertretende Direktorin von Mission 21, gab als Grusswort einen kleinen Einblick in das reichhaltige Leben einer der im Buch beschriebenen Persönlichkeiten. Ruth Epting stammt aus einer „Basler Missionsdynastie“ und reiste 1971 im Auftrag der Basler Mission nach Kamerun, um als theologische Lehrerin in der Pfarrausbildung zu arbeiten. Die Presbyterianische Kirche in Kamerun war damals noch gegen die Frauenordination. Ruth Epting war daher eine Pionierin, so erzählte Zimmermann: „Zuerst fragten, die Pfarrer in Kamerun sich, ob sich die Basler Mission nicht mehr an die Bibel halte, die doch den Frauen in der Gemeinde zu schweigen gebiete, doch bald spürten sie, dass diese Frau Pfarrer ihnen viel zu sagen hat, ja, dass sie von ihr lernen können und dies auch wollten.“

Auch in der Schweiz hatten es Pfarrerinnen schwer. So mussten sie zölibatär leben, um den Pfarrberuf ausüben zu dürfen. Doch Dolores Zoé Bertschinger weist daraufhin: „Die Kirchen boten den Frauen auch Entfaltungsmöglichkeiten, denn sie stellten ihnen Geld und Raum für ihre Bildungsarbeit zur Verfügung.“ Bertschinger beschreibt im zweiten Teil des Buches, der in Form eines Essais gehalten ist, wie sie die historische ökumenische Frauenbewegung wahrnimmt und ihren eigenen emanzipatorischen Weg weitergeht.

Frauen eine Stimme geben

Die beiden Autorinnen sprachen mit Studienleiterin Tania Oldenhage auch über die Motivation zum Buch. Sie stammt teils davon, dass sie als Studentinnen an der Universität nur mit wenigen Texten von feministischen Theologinnen in Berührung kamen. Die Autorinnen wollen mit dem Buch den vielen Frauen eine Stimme geben, welche sich an der Saffa 58 mit viel Kreativität Freiräume geschaffen und eine ökumenische Frauenbewegung losgetreten haben.

Bevor die zahlreich erschienenen Gäste zum Apéro eingeladen wurden, fragte Studienleiterin Tania Oldenhage, was sich die Autorinnen für das Buch wünschten. Diese erhoffen sich, dass in der Geschichtserzählung mehr Aufmerksamkeit auf die Beiträge von Frauen gelegt werde. Zudem wünscht sich Dolores Bertschinger bei manchen Feminist*innen die Erkenntnis: „Religiöse Frauen sind nicht einfach altbacken, sondern sie waren und sind ein lebendiger Teil der Frauenbewegung“.

Text/Foto: Eva Sidler

► Das Buch „Aufbruch ist eines, und Weitergehen ist etwas anderes“ Frauenräume von der Saffa 58 über das Tagungszentrum Boldern zum Frauen*Zentrum Zürich (212 Seiten) ist im September 2020 im eFeF-Verlag erschienen.

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