Ein paar Tassen Kaffee, eine Apfelwähe und ein paar Stunden gemütliches Beisammensein: Es ist ein bescheidener aber umso herzlicherer Abschied von langjährigen Weggefährtinnen.
Esther Zehntner und Irmgard Frank verliessen in diesem Jahr die Fachkommission Frauen und Gender. Josefina Hurtado übergab nach acht Jahren als Leiterin der Stabsstelle Frauen und Gender in diesem Jahr die Aufgabe an Barbara Heer. Mit dem Abschiedsnachmittag im Restaurant Ayledo bedankt sich die Kommission für das Engagement der drei Frauen.
Langer Weg zur heutigen Bedeutung
Die Fachkommission und die Stabsstelle Frauen und Gender blicken auf eine lange Geschichte zurück. Ihre Wurzeln reichen zurück bis 1842. Die Gremien hatten seither diverse Namen und Schwerpunkte. Die erste Vorläuferin wurde etwa mit der Aufgabe gegründet, sich für die Bildung von Frauen und Mädchen in den Projektländern einzusetzen.
Nach der Jahrhundertwende verlagerte sich der Fokus auf die Schulung, Auswahl und die Begleitung der Mitarbeiterinnen. Das Gremium gewann immer mehr an Bedeutung und Frauen erlangten immer mehr Verantwortung: Ab 1961 wählte die Frauenreferentin Frauen und Männer für Einsätze aus.
Die Anerkennung in der Leitung musste allerdings errungen werden. Das Frauenreferat, wie die Kommission damals hiess, wurde erst 1982 erstmals im Jahresbericht der Basler Mission erwähnt.
Vernetzung und Gleichberechtigung
Für Mission 21 ist die Fachkommission seit 2001 eine wichtige Begleiterin der Stabstelle Frauen und Gender. Diese zwanzig Jahre waren für Esther Zehntner besonders bewegt. „Da war einerseits die Ära mit Meehyung Chung, mit der wir die Gender-Policy verfasst haben.“ Die Theologin Chung aus Korea leitete ab 2005 die Stabstelle Frauen und Gender.
Die Grundsätze der Policy für Gleichberechtigung und Chancengleichheit sind mittlerweile in den Abteilungen fest verankert. Das ist auch für Irmgard Frank sehr wichtig. Die langjährige Leiterin der Fachkommission beantwortet die Fragen nach den Highlights während ihrer Mitgliedschaft ab 1994 später per Mail. Beim Abschiedsanlass kann sie nicht dabei sein. „Ich denke da auch an die Advocacy-Arbeit mit Josefina. Sie hat der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen in Afrika, Asien und Lateinamerika Schub gegeben! Das war ebenfalls ein Highlight.“ schreibt Irmgard.
Esther ist gleicher Meinung. Josefina habe sich als Leiterin der Stabsstelle stets dafür eingesetzt, dass sich die Frauen in den Partnerländern international vernetzen. Zusammen haben die Frauen heute eine stärkere Stimme im Kampf um Gleichberechtigung.
Wissen fördert Gleichberechtigung
Josefina Hurtado selbst sagt: „Ein Highlight für mich war die gemeinsame Konferenz von Frauen aus unseren Projektländern mit UN-Expert*innen in Genf. „Es ist wichtig, dass die Anwält*innen und Wissenschaftler*innen mit Frauen reden, die Basisarbeit leisten – und umgekehrt ebenso.
Für Josefina ist auch wichtig, dass Frauen das nötige Wissen haben. „Viele wussten zum Beispiel nichts vom UN-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau, kurz CEDAW. Jedes Land erstattet regelmässig in Genf Bericht über dessen Fortschritt.“ Auf dieser Basis lassen sich Argumente für mehr Gleichberechtigung besser aufbauen.
Im Netzwerk weiter aktiv
Josefina, Esther und Irmgard sehen grosses Potenzial mit dem in den letzten Jahren aufgebauten Netzwerk der Kommission. „Es gibt Kontakte zu Kirchen, zur Universität und zu anderen Organisationen. Das bringt Wissen zu uns und stärkt alle bei gemeinsamen Anliegen“, sagt Josefina. Esther und Irmgard sind hier gleicher Meinung.
Und die beim Abschied anwesenden Kommissionsmitglieder stimmen puncto Netzwerk zuversichtlich: Am Tisch sitzen Uni-Mitarbeiterinnen und Vorstandsmitglieder von anderen Organisationen und Verbänden. Und für Esther, Irmgard und Josefina ist klar: Auch nach ihrem Abschied bleiben sie Teil des Netzwerks um die Fachkommission und Stabsstelle Frauen und Gender von Mission 21. Denn ihr Einsatz für Gender-Gerechtigkeit bleibt eine Herzensangelegenheit.
Samuel Rink
Josefina Hurtado, bis Sommer 2021 Leiterin der Stabsstelle Frauen und Gender bei Mission 21 und Esther Zehntner, langjähriges Mitglied der Fachkommission. Foto: Samuel Rink