Max entdeckt Hongkong

Max Behrend leistet einen Kurzeinsatz am Tao Fong Shan Christian Centre in Hongkong. Hier ist er mit der Leiterin des Zentrums Wing Sze Tong zu sehen.

„Hongkong, eine Millionen-Metropole in Ostasien, die einmal zu England gehörte.“ Mit etwa der Vorstellung bin ich, Max Behrend, 19 Jahre alt, am 2. September 2019 vom Flughafen Zürich abgeflogen. Doch wer so reist wie ich, wird überrascht sein von Hongkong. Denn Hongkong ist nicht nur irgendeine weitere Mega-City in Asien: Hongkong ist ein Land in einem Land, sofern das Sinn ergibt.

Ich bin hier in der vermutlich prägendsten Zeit, vielleicht seit dem Opiumkrieg, der Hongkongs Weg hierhin eingeleitet hat. Die Proteste, die seit nun über 100 Tagen andauern, haben wenig bewirkt im Sinn von den gesetzten Zielen, aber dennoch verändern sie diese kleine Welt am Rande von China. Wasserwerfer, Tränengaseinsatz und Strassenschlachten werden zu einem alltäglichen Geschehen. Und dennoch glauben viele, dass sie „nur’’ für ihre Freiheit demonstrieren. Als Europäer, der in einem Kloster eine Jugendherberge leitet, fühlt es sich nach Revolution an, eine solche wie wir sie in Europa im letzten Jahrhundert oft gesehen haben. Die Revolution dringt durch alle hindurch. Man fühlt die Frustration und die Verzweiflung auf Seiten der Polizei und der Demonstrierenden und man fühlt sich dazu verpflichtet, Empathie zu fühlen: für die Polizisten, die als gnadenlose Schläger dargestellt werden und die Demonstrierenden, die als Zerstörer der Hongkonger Werte hingestellt werden.

Sie fragen sich nun sicher, warum ich Ihnen von den Demos und Problemen Hongkongs berichte und nicht von meinem Sightseeing und Essen. Ich habe Ihnen dies erzählt, um eine Szene zu kreieren: ein Bühnenbild vor dem und in dem ich mich bewege. Ich lebe in einer Oase der Besinnlichkeit und Ruhe, namens „Tao Fong Shan-Christian-Centre“. Das Zentrum liegt in den Hügeln über Sha Tin, einer wachsenden Stadt, die knapp 20 Minuten weg ist von der Region Kowloon.

Ich kam mit dem Taxi am 2. September 2019 an, wurde dem Ascension House Team übergeben und es wurde mir sogleich alles gezeigt. Ich kriegte einen kurzen Rundgang und Einführungskurs von Joseph, einem Festland-Chinesen in Hongkong. Er erklärte mit sehr viel Enthusiasmus einem „gejetlagten“ Max Daoismus und Taoismus, was sicher nicht einfach war, denn ich nickte andauernd ein, sodass er mich immer wieder mit dem Erheben seiner Stimme wecken musste. Es war also ein guter Start!

Am nächsten Tag nahm Joseph mich mit nach Sha Tin und zeigte mir die RIESIGE Mall, die so gross war, dass sie mit mehreren Wohngebäuden verbunden ist. Ich finde mich nach einem Monat immer noch nicht zurecht darin. Und ich war oft dort… Aber weiter im Text, nach einer Woche Eingewöhnen und Jetlag bekämpfen, begann ich mich in die Welt zu wagen. Langsam wurde ich mutiger und es ging von Mall-Erkundigungen zu Besuchen zur „Hong Kong Island“ über. Ich klapperte natürlich alle möglichen Touristenfallen ab: Central, Victoria Harbour, Hollywood Rd., PMQ und so weiter. Ich liebe diese Stadt -so riesig und zum Teil hässlich – sie auch sein mag. Kowloon mit der prächtigen Wasserfront mit der Avenue of Stars war nur eines der vielen Highlights, die ich besucht habe. Das grösste Highlight bisher war eine Rooftop-Bar, von der aus mir Kowloon zu Füssen lag. Ich führe dies nun aber nicht weiter aus, nicht dass Sie noch neidisch werden zuhause.

Jedoch ist der Ausgang eine heikle Sache hier in Hongkong. Man muss sehr vorsichtig sein, in welche Gebiete man geht, denn es kann gut sein, dass man, wenn man unvorsichtig ist, in eine Strassenschlacht gerät. Zum Glück erkundigen sich die Mitarbeitenden vom Tao Fong Shan Zentrum für einen und man kann dann seine Pläne danach massschneidern.

Das Tao Fong Shan Zentrum mit seinen Menschen ist der wahre Schatz von Hongkong. Man kann hier seinen Frieden finden durch Kurse und Retraiten oder einfach nur durch die hier allgegenwärtige Natur und Ruhe. Ich logiere im Ascension House, der Jugendherberge, die von der Mutterorganisation Aeropagus in den 1980er Jahren gegründet worden ist und ausschliesslich von europäischen Freiwilligen betrieben wird. Ich wohne hier mit vier dänischen Freiwilligen, die von Aeropagus geschickt wurden. Zusammen meistern wir das Kochen, Putzen und das Bewirten von Gästen auf dem Berg.

Wir haben einen Arbeitsplan, der uns die Aufgaben für die jeweiligen Tage aufzeigt. Die A-Person muss den Haushalt führen, während sie von der B-Person unterstützt wird, die aber auch die kurzen Gebete im Christ Temple machen muss – unser bescheidener Beitrag zum Klosterleben. Die C-Person hat an ihrem Tag Zeit, sich ihrem Projekt zu widmen (ist für mich ein freier Tag, da ich nicht lange genug hier bin, um eines zu bekommen). Die D- und E-Personen haben frei und können machen, was sie wollen. Die Wochenenden sind ein wenig liberaler verteilt; d.h. das alle eigentlich arbeiten sollen, aber wenn jemand was machen will, übernehmen die anderen allfällige Aufgaben.

Einige von Ihnen kennen wahrscheinlich Hans Lutz, ein Missionar, der seit über 30 Jahren in Hongkong lebt. Ursprünglich wurde er von der Basler Mission gesandt, nun geniesst er aber seinen Ruhestand. Er ist ein äusserts freundlicher Mensch, der mich schon zweimal an Andachten mitgenommen hat. Diese waren auf Chinesisch und er musste für mich übersetzen. Die Chinesinnen und Chinesen in den jeweiligen Gemeinden nahmen mich trotz mangelnder Sprachkenntnisse mit breitem Grinsen und kräftigem Händeschütteln auf und machten sich die Mühe, mich so zuhause wie möglich fühlen zu lassen. Im Generellen sind die Menschen hier sehr herzlich und freuen sich, wenn man Interesse an ihrer Kultur und ihrem ‘Lifestyle’ zeigt. Viele sprechen zwar Englisch, jedoch ist der Standard meistens ziemlich tief und der Akzent macht es nicht unbedingt einfacher, sich zu unterhalten. Aber bis jetzt hat es immer funktioniert!

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Um abzuschliessen, ich mag dieses Land sehr, so fremd es auch ist. Die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen habe ich so noch selten erlebt. Dennoch ist nichts perfekt und Hongkong hat, für mich zumindest, auch ein paar unschöne Seiten, die ich nicht sonderlich mag:

Der Druck hier auf die Menschen ist sehr, sehr hoch und man spürt, dass die Menschen selten zur Ruhe kommen. Ich spüre dies auch und es fällt mir erstaunlich schwer, Ruhe zu verspüren. Um dennoch Ruhe zu finden, spielt der Glaube bei den Menschen eine grosse Rolle, denn der Glaube ist hier fest mit Meditation und In sich gehen verbunden. Ich denke, dass dies einer der Gründe für die hohe Anzahl an Gläubigen ist – seien es Christen oder andere. Ich denke, viele nutzen den Glauben, um ihre Ruhe und ihren Frieden in einer Welt zu finden, die sich mit Lichtgeschwindigkeit dreht.  

Liebe Grüsse aus Hongkong

Max

Text & Foto: Max Behrend

Kurzeinsatz in Hongkong für junge Erwachsene

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Dieser Text ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und spiegelt nicht notwendig die Ansicht von Mission 21 wider.

 

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