Mission 21 und die Kirchen: Was diese Beziehung wert ist – für beide Seiten

Pia Grossholz verlässt den KVE-Vorstand nach 16 Jahren. Ueli Burkhalter wurde zu ihrem Nachfolger gewählt.

Die Beziehung zwischen Mission 21 und den Kirchen hat sich im Lauf der über 200 jährigen Geschichte des Werks stetig gewandelt. Wo steht diese Beziehung heute, und wie kann sie gestaltet und für alle Seiten fruchtbar gemacht werden? Diese Frage stellte Präsident Daniel Frei ins Zentrum der diesjährigen Tagung der Kontinentalversammlung Europa (KVE). Verschiedene Rednerinnen und Redner nahmen dazu Stellung.

Claudia Bandixen, die scheidende Direktorin von Mission 21, wandte sich an der diesjährigen KVE mit einem Dank und einer Bitte an die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen. Mit ihren Dankesworten hob sie die Bedeutung der Kirchen für das Werk hervor: „Ohne Sie, ohne die Hilfe so vieler und ohne die tiefe Überzeugung der verschiedenen Landeskirchen, dass eine Mission wichtig und nötig ist, dass diese Mission wichtig und nötig ist, gäbe es Mission 21 nicht mehr.“ Dem Dank liess sie einen Appell folgen: „Bitte tragen Sie diese Mission in ihrer Einmaligkeit weiter. Ich bitte Sie darum, begleiten Sie die Mission, denken und gestalten Sie aktiv mit.“

Unterstützung ist lebenswichtig

Tatsächlich ist die Unterstützung der Kirchen für Mission 21 überlebenswichtig. Im finanziellen Bereich ist dies offensichtlich. Über die Hälfte der Mittel des Werks stammen aus Spenden. Über 45 Prozent dieser Spenden kommen von kirchlichen Aktionen und aus Kollekten. Weitere 14,6 Prozent steuern die Kantonalkirchen bei, unter anderem über Beiträge des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK. 

Beziehung ist mehr als Geld-Transfer

Auffällig war in den Diskussionen an der KVE, dass die Finanzen nicht im Zentrum standen, sondern vielmehr die Beziehungspflege. Tatsächlich war die Beziehung zwischen Mission 21 und den Kirchen immer mehr als ein Transfer von Geldern.

Jochen Kirsch, Direktor von Mission 21 ab September 2019, sagte: „Mission 21 und die Kirchen brauchen einander gegenseitig. Die Kirchen heute müssen sich fragen: Was heisst es, als missionarische Kirche Teil der weltweiten Kirche zu sein? Als Missionswerk können wir dazu beitragen, dieses Profil zu  schärfen. Umgekehrt braucht Mission 21 die Kirchen, um nahe an der Basis zu sein. Wir brauchen ihre Unterstützung und ihre Rückmeldungen.“ In seiner Amtszeit sei es geplant, Kirchenleitende zu besuchen und den Dialog zu intensivieren. Dies sei ihm ein grosses Anliegen.

Jochen Kirsch, designierter Direktor von Mission 21, und Daniel Frei, Präsident der KVE.

Verwurzelung in den Kirchgemeinden soll gestärkt werden

Heinz Fäh, Kirchenrat der St. Galler Kantonalkirche und Teil des SEK-Ausschusses, nahm dieses Thema auf: „Mission 21 muss neue Wege finden, sich mit der kirchlichen Basis zu vernetzen und sich dort zu verwurzeln“, sagte Fäh. Er nahm jedoch auch die eigenen Institutionen in die Pflicht: „Diese Verwurzelung wird beflügelt, wenn die Kantonalkirchen zu Mission 21 stehen.“ Fäh regte eine grössere Nähe von Mission 21 zum SEK (künftig EKS) an, was im Plenum kontroverse Reaktionen auslöste.

Doch warum sollen die Kirchen Mission 21 unterstützen, wenn doch HEKS und Brot für alle ebenfalls Projekte der  internationalen Entwicklungszusammenarbeit anbieten? Heinz Fäh brachte es zum Abschluss seines Votums auf den Punkt: „Mission 21 hat etwas, was die Hilfswerke nicht haben: Langfristige Partner, kirchliche Partner, Erfahrung im interreligiösen Dialog und Erfahrung in der Arbeit am Missionsbegriff.“

Junge Menschen mit mehr Einfluss

An der KVE wurde deutlich sichtbar, dass die von Fäh genannten Vorteile von Mission 21 nicht die einzigen sind. Voriges Jahr wurde beschlossen, die Jugenddelegierten besser einzubeziehen und ihnen das Stimmrecht zu geben. So entschieden dieses Jahr zahlreiche junge Menschen in den Abstimmungen der KVE mit, und der Vorstand wurde mit der Jugendkoordinatorin Magdalena Rieder erweitert. Nicht nur damit macht Mission 21 den Kirchen Angebote für junge Leute. Im Bereich der Arbeit mit jungen Menschen wurde ein Ausbau vorangetrieben. Ein Jugendbotschafter-Programm richtet sich an junge Erwachsene, die mit Mission 21 Erfahrungen im Ausland sammeln, sich dort auch zu Glaubensfragen austauschen und Teil eines internationalen Jugendnetzwerks werden wollen. Zahlreiche weitere Angebote machen insbesondere jungen Menschen Einsätze im Ausland möglich. 

Die Angebote beschränken sich jedoch nicht auf junge Leute, die bestehende Arbeit in den Kirchgemeinden bleibt wichtig und zentral. Die Beziehung von Mission 21 zu den Kirchen geht zudem weit über die Schweiz hinaus. Von den über 70 internationalen Partnerorganisationen des Werks ist eine grosse Mehrzahl kirchlich. Durch diese Partnerschaften wird nicht ausschliesslich internationale Entwicklungszusammenarbeit geleistet, sondern die weltweite kirchliche Vernetzung gestärkt.

Magdalena Rieder, Jugendkoordinatorin im Vorstand der KVE (links) und Veronika Henschel von young@mission21

Entwicklungszusammenarbeit auf dem Prüfstand

Nicht nur die Beziehung von Mission 21 und den Kirchen wurde an der KVE reflektiert, sondern auch der Sinn der Entwicklungszusammenarbeit, die das Werk ausmacht. Markus Mugglin, Ökonom und ehemaliger leitender Mitarbeiter von Radio SRF, nahm das Thema Entwicklungszusammenarbeit mit sieben Thesen kritisch unter die Lupe. Ist sie nötig, hilft sie oder schadet sie eher, was ist ihre Bedeutung? Gäste aus drei Kontinenten antworteten auf Mugglins Thesen: Halim Pratama, Jugendkoordinator von Mission 21 in Indonesien, Paska Aciya Nimiriano, Verantwortliche des Frauendepartements der Partnerkirche im Südsudan und Magdalena Rieder, Jugendkoordinatorin aus der Schweiz. Ihr gemeinsamer Nenner: Entwicklungszusammenarbeit löst nicht alle Probleme dieser Welt und kann durchaus kritisch betrachtet werden. Doch sie ist unverzichtbar, um Verbesserungen anzustossen und benachteiligte Menschen zu unterstützen, so dass diese mehr Gestaltungsfreiheit und Handlungsfreiheit in ihrem Leben erlangen.

Neues Vorstandsmitglied in der KVE

Ueli Burkhalter wurde neu in den Vorstand der KVE gewählt. Er folgt auf Pia Grossholz. Pia Grossholz war 16 Jahre im Vorstand der KVE tätig. Präsident Daniel Frei dankte ihr für ihre Aufbauarbeit in der KVE und ihr unablässiges, wertvolles und kompetentes Engagement.

Ihr Nachfolger Ueli Burkhalter wurde einstimmig gewählt. Er ist Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn für den Bereich OeME-Migration und Pfarrer in der Kirchgemeinde Diessbach bei Büren im Berner Seeland. Im Sommer 2018 studierte er für drei Monate am ISEAT (Instituto Superior Ecuménico Andino de Teología) in La Paz, Bolivien, Partner von Mission 21.

I walk with

Besonderer Gast an der diesjährigen KVE war Ebed Grijalva Yauri. Sie ist Mitglied der „Iglesia Evangélica Peruana“ (Peruanische evangelische Kirche) und leitet CEDEPAS-Centro, eine Partnerorganisation von Mission 21 in Peru.

Für ein Jahr lang ist Ebed Grijalva Yauri zudem das Gesicht der Aktion „I walk with…“ von Mission 21. Symbolisch begleitet das Frauennetzwerk von Mission 21 jeweils eine einflussreiche Akteurin aus einer Partnerorganisation. Durch die öffentlichkeitswirksame Aktion werden ihre Leistungen für Gendergerechtigkeit in den Fokus gerückt. Zudem bezeugt das Netzwerk seine Solidarität mit ihr und all jenen, die tagtäglich unter teilweise schwierigsten Bedingungen für Frauen-Menschenrechte eintreten.

Ebed Grijalva Yauri berichtete an der KVE über brennende Themen ihres Kontinents Lateinamerika. Dazu gehören gezielte Morde an Frauen (Feminizide). Ebed Grijalva Yauri rief dazu auf, sich der Aktion „Thursdays in Black“ anzuschliessen, mit der jeweils donnerstags mit schwarzer Kleidung der gemeinsame Einsatz für Gendergerechtigkeit ausgedrückt wird. Sie rief auch dazu auf, die Aktion „I walk with…“ zu unterstützen – sei dies mit Spenden für die Arbeit für Gendergerechtigkeit von Mission 21, sei dies mit eigenen Aktionen für die Rechte von Frauen.

Text und Fotos: Miriam Glass, Mission 21

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