Historische Missionspublikationen geben aufschlussreiche Antworten auf die Frage, wie sich Missionar*innen im 19. Jh. gegenüber fremden Menschen und ihren Kulturen verhielten. In den Publikationen finden sich neben respektvollen auch diskriminierende und rassistische Darstellungen von aussereuropäischen Gesellschaften. Der Germanist Tevodai Mambai untersucht in deutschsprachigen Reise- und Missionsberichten, wie über Bergbewohner*innen in Nordkamerun und Nordostnigeria geschrieben wurde. Er zeigt auf, wie Diskriminierung, Rassismus und koloniale Bilder sichtbar und unsichtbar bis in die Gegenwart fortgeschrieben werden. Die Kunst- und Kulturschaffende Marilyn Umurungi analysiert, wie solche Beschreibungen unsere Sicht auf Schwarze Menschen bis heute prägen: Welche überlieferten rassistischen Bilder über People of Colour kursieren nach wie vor?
Tevodai Mambai hat an der Universität Yaoundé Germanistik, Pädagogik und Didaktik studiert und arbeitete mehrere Jahre als Gymnasiallehrer für Deutsch als Fremdsprache in Maroua, Kamerun. Seinen Masterabschluss machte er an der Universität Maroua mit einer Arbeit zum Thema der Modernisierung und Christianisierung der Bergbevölkerung von Nordkamerun auf der Basis der Reiseberichte des Schweizer Reiseschriftstellers und Filmers René Gardi. Seit 2020 doktoriert Tevodai Mambai an der Universität Bern und ist Mitarbeiter des Museums der Kulturen Basel.
Marilyn Umurungi ist Kuratorin sowie Kunst- und Kulturschaffende. Zurzeit ist sie Mitglied des Kuratoriums der Ausstellung «kolonial – globale Verflechtungen der Schweiz» des Landesmuseums in Zürich. In ihrer kulturellen und künstlerischen Vermittlungsarbeit beschäftigt sie sich mit Mechanismen der Inklusion und Exklusion, sowie mit Formen von Rassismus im europäischen und schweizerischen Kontext – oft vor dem Hintergrund aktueller sozialer Bewegungen oder der Populärkultur. Sie ist Teil von Bla*Sh, ein Netzwerk für Schwarze nonbinäre Personen und Schwarze Frauen afrikanischer Herkunft.
In der Diskussion mit den beiden Forschenden fragen wir danach, was diese Stereotypen über die Konstruktion von Weiss-Sein aussagen und wie es gelingen könnte, Exotismus und Diskriminierungen zu überwinden.
Moderation und Konzept: Claudia Buess, Leiterin Bildungsveranstaltungen, Mission 21. Veranstaltung auf Deutsch mit Simultanübersetzung auf Englisch