Zu Gast im Forschungsarchiv von Mission 21

patrick moser bei archivführung

Dr. Patrick Moser, Archivar bei Mission 21, mit Gästen im Forschungsarchiv von Mission 21. Foto: Samuel Rink.

Zahlreiche Interessierte waren am Donnerstag, 11. Mai 2023, zu Gast im Forschungsarchiv von Mission 21. Dr. Patrick Moser, Archivar bei Mission 21, zeigte Originalunterlagen aus dem Bestand der Missionshandelsgesellschaft. Diese reichen von den Anfängen in Indien und an der Goldküste über die Phase der Trennung von Mission und Handelsgesellschaft bis zu den UTC-Supermärkten in Nigeria und Ghana in den 1960er Jahren und den Verbindungen der Gesellschaft in die Schweiz.

Als Folgeveranstaltung zum Webinar vom 4. Mai 2023 mit Dr. Lea Haller zum Thema „Handel und Kolonialismus: die Basler Mission und die Missionshandelsgesellschaft“, stellte am Donnerstag 11. Mai 2023 Dr. Patrick Moser, Archivar von Mission 21, im Missionshaus Originale aus dem Bestand der Basler Handelsgesellschaft vor. Dieser wurde in den letzten Jahren systematisch aufgearbeitet und steht Forschenden für Recherchen zur Verfügung.

Die Dokumente reichen von den Anfängen wirtschaftlicher Tätigkeit der Basler Mission in Indien und an der Goldküste im heutigen Ghana, umfassen die Unterlagen aus der Zeit der Trennung der Handelsgesellschaft von der Basler Mission (1917) bis zu den 1960er Jahren, als aus der ehemaligen Missionshandelsgesellschaft ein weltumspannender Handelskonzern geworden war.

Arbeitsplätze und Handel

Die Basler Mission begann in den 1840er und 1850er Jahren in Indien Webereien und Ziegeleien zu errichten, um den zum Christentum konvertierten und damit kastenlos gewordenen Mitgliedern der Missionsgemeinden Arbeit und Einkommen zu sichern. Parallel dazu eröffnete sie an der Goldküste einen Einkaufsladen, in dem unter anderem Zucker, Tee, Kaffee und Reis angeboten wurden.

Die wirtschaftlichen Aktivitäten dehnten sich immer weiter aus und führten schließlich 1859 zur Gründung der „Missions-Handels-Gesellschaft“, eine der ersten Aktiengesellschaften in Basel überhaupt. Insbesondere die Familien Burckhardt, Merian, Sarasin und Ryhiner aus der Basler Oberschicht beteiligten sich an der Gesellschaft und verstanden sich als „ethische Investoren“, da der Gewinn aus den Geschäften nicht nur an die Aktionär*innen ging, sondern zu einem großen Teil auch an die Basler Mission.

Der Bestand der Handelsgesellschaft beinhaltet eindrückliche Listen und Berichte über den Import und Export von Gütern und „Cash crops“ wie Palmöl oder Kakao, die zwischen Europa und Afrika per Schiff transportiert wurden. Darüber hinaus ist in den Protokollen und Briefen immer wieder das Spannungsverhältnis sichtbar zwischen Markt und Mission. Die Basler Mission stand in einem klaren Abhängigkeitsverhältnis von den Geschäften der Handelsgesellschaft. Deren Gewinne deckten vor dem Ersten Weltkrieg ein Viertel der Ausgaben der Mission.

Trennung von der Basler Mission

Der Widerspruch zwischen den ethischen Grundsätzen der Mission und dem gleichzeitigen Druck der Handelsgesellschaft, Rendite für die Tätigkeiten der Mission zu erzielen, wurde an der Veranstaltung immer wieder thematisiert und diskutiert. Es wurde offensichtlich, wie die Handelsgesellschaft im 19. Jahrhundert bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs Teil der zunehmenden Globalisierung wurde und sich dabei stetig veränderte und weiterentwickelte.

Bisher wenig erforscht ist die Geschichte der Handelsgesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg und der Trennung von der Basler Mission im Jahr 1917. Dies war ein klarer Bruch in der Geschichte der Gesellschaft und von da an gingen beide Institutionen eigene Wege. Anhand der Aktenbestände konnte Patrick Moser zeigen, wie die Gesellschaft immer weiter expandierte und Agenturunternehmen in London New York und Hamburg gründete. Sie kaufte westliche Güter ein und verkaufte afrikanische Produkte. Dabei war sie mit anderen Gesellschaften zusammen Teil von Einkaufskartellen. Zunehmend wurde sie auch in der Schweiz tätig: Die Basler Handelsgesellschaft (der Begriff „Mission“ im Namen fiel 1928 weg) beteiligte sich unter anderem an der Textildruckerei Hohlenstein in Glarus und war eine Zeitlang Besitzerin der Konservenfabrik Bischofszell, bevor sie an die Migros-Genossenschaft verkauft wurde.

Die Handelsgesellschaft diversifizierte ihre Geschäftstätigkeit immer mehr und geriet dadurch aber in eine dauerhafte Krise. Im Jahr 2000 wurde sie schließlich durch die Investfirma Welinvest übernommen. Mit der Vorstellung der Dokumente aus dem Bestand der Basler Handelsgesellschaft hat Dr. Moser einen interessanten Einblick in die wirtschaftliche Tätigkeit der Basler Mission und ihrer Handelsgesellschaft gegeben. Es bleibt jedoch noch viel zu erforschen, insbesondere in Bezug auf die Geschichte der Handelsgesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg und der Trennung von der Basler Mission im Jahr 1917.

Mission 21 ermöglicht mit dem Forschungsarchiv die transparente Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, insbesondere die Geschichte ihrer Vorgängerorganisation, der Basler Mission, und bietet so Hand für einen differenzierten Zugang zur Entwicklung der Mission.

Text: Séverine Fischer, Mission 21

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