Simone Dollinger
Programmverantwortliche Lateinamerika
Bildung, Religion und Entwicklung
Mission 21 unterstützt in Costa Rica theologische Projekte von zwei unterschiedlichen Partnerorganisationen. Die Projektregion ist San José, die Hauptstadt Costa Ricas. Die beiden Projekte von Mission 21 in Costa Rica sind kontinental ausgerichtet und erreichen Zielgruppen in ganz Lateinamerika. Der Fokus liegt dabei auf der gesellschaftsverändernden Kraft von Religion und Kirche.
In den letzten Jahren haben in vielen Ländern Lateinamerikas positive Veränderungen stattgefunden: Die Armut wurde innert der letzten zehn Jahre erheblich reduziert. Zudem besuchen insgesamt mehr Menschen eine Schule. Dennoch steht der Kontinent vor grossen Herausforderungen und sieht sich zum Beispiel mit der Abholzung der Regenwälder und einer relativ hohen Müttersterblichkeit konfrontiert.
Nach wie vor prägt soziale Ungleichheit alle lateinamerikanischen Länder: Zehn der fünfzehn Länder mit den grössten sozialen Unterschieden weltweit befinden sich in Lateinamerika und in der Karibik. Dies äussert sich im ungleichen Zugang zu Boden, zur Gesundheitsversorgung, zu qualitativ hochstehender Bildung und zu Vorsorgeleistungen. Besonders betroffen sind Frauen, Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und indigene sowie afroamerikanische Bevölkerungsgruppen.
Die beiden theologischen Partnerorganisationen von Mission 21 in Costa Rica stellen sich diesen Herausforderungen. Sie betonen die soziale Relevanz der Theologie und tragen durch ihre Projekte und Bildungsangebote zu gerechteren Verhältnissen in den lateinamerikanischen Gesellschaften bei. Durch kritische Auseinandersetzung mit theologischen Fragestellungen und Glaubensthemen befähigen und motivieren sie Menschen aus ganz Lateinamerika, Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen. Stipendienprogramme ermöglichen auch Armutsbetroffenen das Studium. So ist die Chancengleichheit gewährleistet.
Lateinamerika ist nach wie vor stark von der katholischen Kirche geprägt. Der Grund dafür liegt darin, dass der Katholizismus während Jahrhunderten Staatsreligion war und in einigen Ländern noch immer ist. Gleichzeitig weisen charismatische Pfingstkirchen seit Jahrzehnten ein grosses Wachstum auf. Diese haben oft eine fundamentalistische Tendenz. Im Gegensatz dazu stehen die ab den 70er Jahren in der katholischen Kirche entstandenen befreiungstheologischen Ansätze: Diese haben eine hohe soziale Relevanz, indem sie Partei für die Armen ergreifen. Mittlerweile sind auch spezifische Forderungen hinzugekommen, etwa für die Rechte von Frauen und Indigenen. Die Befreiungstheologie war zwar nie eine Massenbewegung, hat aber für gesellschaftliche Veränderungen in Lateinamerika eine wichtige Rolle gespielt.
Ein Zusammenhang zwischen Religion und Entwicklung hat in Lateinamerika also Tradition. Seit jeher hat Mission 21 die Unterstützung der theologischen Ausbildung als wichtigen Teil ihrer Arbeit betrachtet. Angesichts fundamentalistischer Tendenzen in Kirchen und theologischen Ausbildungsstätten in Lateinamerika ist die Förderung einer ökumenischen und befreienden Theologie besonders wichtig. Denn dadurch können wir gemeinsam einen Beitrag leisten gegen Fanatismus und Radikalisierung und uns für gerechtere Verhältnisse in den lateinamerikanischen Gesellschaften einsetzen. Die Förderung einer lebensfördernden und befreienden Religion, Theologie und Spiritualität liegt Mission 21 und unseren Partnerorganisationen in Costa Rica am Herzen.
Mission 21 garantiert ihren Partnerorganisationen in Costa Rica eine professionelle Begleitung. Mitarbeitende vor Ort unterstützen die Bildungsinstitute auch bei der interkontinentalen Vernetzung und verbessern die Wirkung der gemeinsamen Arbeit. Wo spezifisches Fachwissen gefragt ist, werden Beraterinnen und Berater rekrutiert und Vorabklärungen und Evaluationen werden durch sie unterstützt.
Themenverantwortliche Bildung und Gewalt überwinden in Lateinamerika
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