Die Lage in den beiden englischsprachigen Provinzen Kameruns bleibt schwierig. Gewalt und Mangel prägen den Alltag der Bevölkerung. Angelika Weber, Programmverantwortliche Kamerun von Mission 21, hat sich vor Ort ein Bild der Lage gemacht und den Arzt Dr. Samuel Egbe getroffen.
Die Situation war gefährlich. Eine Gruppe bewaffneter Separatisten war ins Spital Manyemen eingedrungen und bedrohte den Arzt Dr. Samuel Egbe. Dieser blieb ruhig und sagte: «Wenn ihr mich erschiesst, kann ich euch nicht mehr helfen.» So konnte er die aufgebrachten jungen Männer dazu bewegen, wieder abzuziehen.
Samuel Egbe erzählt mir diese Geschichte, als ich ihn diesen Frühling in Kamerun treffe. Ich bin auf Dienstreise und informiere mich bei ihm über die Situation seiner Klinik, des Spitals Manyemen, das Mission 21 schon seit Jahren unterstützt.
Mehr Gewalt und schlechtere Gesundheitsversorgung
Manyemen liegt im Gebiet der beiden englischsprachigen Provinzen Kameruns, die seit 2016 von Regierungstruppen und Separatisten umkämpft sind. Das Leid trägt die Bevölkerung: Mehr als 3’500 Menschen kamen ums Leben und rund eine Million Menschen wurde zeitweise vertrieben.
Die Krise hat Menschen verändert: viele junge Männer ohne Ausbildung und Perspektiven werden rascher gewalttätig oder verursachen im Rausch Unfälle, werden selbst verletzt.
Andere Bevölkerungsgruppen hätten wegen der Krise zu wenige Informationen oder zu wenig Geld, so dass Patient*innen zu spät in die Klinik kämen und keine Hilfe mehr möglich sei. Die Probleme nähmen zu, bei Herz-Kreislaufkrankheiten, Diabetes, bei Kindern mit Malaria oder Durchfall sowie Menschen mit HIV. Zudem breitet sich die Lepra wieder aus, denn durch schlechtere medizinische Versorgung bleiben mehr Leprafälle unerkannt.
Unterstützung der Gesundheitsversorgung
Mission 21 hat zur Verbesserung der Situation den Aufbau einer Pflegefachschule unterstützt. Die Qualität der Absolventinnen hat schon einiges an Verbesserung gebracht, aber es bleibt noch sehr viel zu tun.
Auf die Frage nach seiner eigenen Motivation antwortet Dr. Samuel Egbe: «Ich habe in meinem Leben viel Unterstützung erfahren und möchte etwas zurückgeben. Ich möchte die Gesellschaft zum besseren verändern.»
Text und Foto: Angelika Weber
► Das Projekt für Gesundheitsversorgung und HIV-Prävention in Kamerun unterstützen