Webinar zu Mission und Sklaverei

Ausschnitt aus einer „Skizze für das Sklavenblättchen“ (von Ernst Kaufmann in Lahr), 19. Jahrhundert. BM Archives QQ-30.012.0007

Die Haltung von Joseph Josenhans, Mitte des 19. Jahrhunderts Inspektor (Direktor) der Basler Mission, war klar: «Sklavenbesitzer können weder Mitglied der Christengemeinde werden noch bleiben.» Und: «Jeder Sklavenbesitzer, der sich zur Taufe meldet, hat vor seiner Taufe seine Sklaven freizugeben.»

Doch unter den Missionaren, die im 19. Jahrhundert für die Basler Mission an der Goldküste (dem heutigen Ghana) im Einsatz standen, waren die Weisungen aus Basel zum Thema Sklavenhaltung umstritten. «Allmählich und nicht sofort» solle die Abschaffung der Sklaverei geschehen, forderten die Missionare vor Ort. Die Sklaverei an der Goldküste sei nicht zu vergleichen mit dem transatlantischen Sklavenhandel. Josenhans setzte sich jedoch kraft seines Amtes durch und seine Grundsätze wurden 1861 in einem «Zusatz zur Gemeindeordnung, die Sklaverei betreffend» für die Basler Mission an der Goldküste festgehalten.

In einem spannenden Referat zeichnete Andrea Rhyn, Historikerin und Archivarin bei Mission 21, die Debatten zur «Sklavenfrage» innerhalb der Basler Mission nach. Sie zeigte, wie das Verhältnis der Leibeigenschaft innerhalb der christlichen Gemeinden abgelöst wurde von Lohnarbeits-Verträgen mit Freigelassenen.

Sklaverei «von Gott gewollt»

Historiker Dr. Jan Hüsgen widmete sich in seinem Vortrag der Rolle der Herrnhuter Brüdergemeine in der Karibik. Sklaverei und Mission waren eng miteinander verbunden, als die Herrnhuter Brüdergemeine, heute ein Trägerverein von Mission 21, zu Beginn des 18. Jahrhunderts dort mit ihrer Missionstätigkeit begann. Der Vortrag näherte sich den Lebensbedingungen versklavter Menschen in der Mission der Brüdergemeine an und zeichnete die komplexe Entwicklung des Verhältnisses von Sklaverei und Mission bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nach.

Im Vergleich mit der Basler Mission hatte in der Herrnhuter Brüdergemeine auf Leitungsebene eine andere Ansicht geherrscht, berichtete Hüsgen. Nämlich, dass eine Hierarchie von Herren und Sklaven von Gott gewollt sei und deshalb von den Missionsgesellschaften zu akzeptieren sei.

Transparente und wissenschaftliche Aufarbeitung

Das Thema stiess auf reges Interesse. Über 120 Teilnehmende folgten den Referaten und der Diskussion und stellten zahlreiche Fragen. Deutlich wurde, dass es nicht eine Form von Sklaverei gab (den transkontinentalen Sklavenhandel), sondern viele Formen und Abstufungen von Sklaverei.

Für Mission 21, wie auch für die Herrnhuter Brüdergemeine, ist die transparente und wissenschaftliche Aufarbeitung der Missionsgeschichte ein wichtiges Anliegen. Wir unterstützen die kritische Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und der Geschichte der Basler Mission sowie den Trägervereinen.

Diese Auseinandersetzung und die historische Forschung sollen einen konstruktiven Beitrag leisten zu wichtigen aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten, etwa zu Rassismus und Diskriminierung.

Die Auseinandersetzung dauert an

Es gibt bereits zahlreiche Forschungsarbeiten zum Thema und die Vorträge im Webinar machten historische Quellen auf eindrückliche Weise zugänglich. Dennoch hielt Moderatorin Claudia Buess zum Ende der Veranstaltung fest: «Wir sind mitten in einer komplexen Diskussion. Der Weg, auf den wir uns begeben haben, ist noch nicht zu Ende.»

Das Thema hat, nicht zuletzt im Zuge der «Black Lives Matter»-Bewegung vermehrte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gefunden. Und so ist seitens Mission 21 bereits eine weitere Veranstaltung geplant: Ein Webinar mit dem Titel «Mission und Kolonialismus» findet am 27. Mai um 18 Uhr statt.

Text: Miriam Glass, Mission 21

► Information und Anmeldung zum Webinar „Mission und Kolonialismus“ am 27.5.2021

► Aufnahme der Veranstaltung anschauen (ab 30.04.2021)

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