Jacqueline Brunner
Verantwortliche Kirchliche Partnerschaften
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Projektnummer: 225.1007
Das Projekt hat zum Ziel, die Menschen in Indonesien zu befähigen, friedliche und gleichberechtigte Beziehungen über Religionsgrenzen hinweg aufzubauen, gemeinsam gewaltsamen Konflikten vorzubeugen und fundamentalistische Gruppen zu entkräften. Das Projekt fördert unter anderem interreligiöse Weiterbildungsangebote und Jugendbegegnungen, eine auf Toleranz und Vielfalt ausgerichtete Lehrerausbildung sowie sogenannte Friedensdörfer. Konfessionsübergreifende Netzwerke und ihre Kampagnenarbeit auf lokaler wie nationaler Ebene tragen dazu bei, Konflikt- und Gewaltpotentiale einzudämmen und positive Beziehungen aufzubauen.
Die in der Staatsverfassung Indonesiens verankerte Religionsfreiheit und das Staatsmotto «Einheit in der Vielfalt» propagieren den Pluralismus. Die Mehrheit der Muslime praktiziert einen lokal geprägten, moderaten Islam. Allerdings hat die Intoleranz in der Bevölkerung zugenommen. Engstirnige oder ungebildete Sichtweisen gegenüber anderen religiösen Gruppen sind in den sozialen Medien, in Predigten, in Veröffentlichungen sowie im öffentlichen und politischen Diskurs zu beobachten. Die Behörden unternehmen keine ausreichenden Anstrengungen, um die Rechte von Minderheitengruppen, einschliesslich muslimischer Minderheiten wie den Ahmadiyah, zu schützen. Auch aufseiten der Minderheiten, wie den Christen, kommt es zu Radikalismen. In verschiedenen Regionen Indonesiens kommt es regelmässig zu Vorfällen, die mit Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung von religiösen Minderheiten zusammenhängen. Ausserdem wird die Religion von anti-demokratischen Kräften instrumentalisiert: Ex-Militärs aus den Jahren der autokratischen Herrschaft Suhartos verbünden sich mit islamistischen Gruppierungen, um eigene politische Machtinteressen durchzusetzen. So wurde gar der christlich-chinesische Gouverneur Jakartas wegen angeblicher Gotteslästerung Allahs verurteilt und entmachtet. Wahhabitisch-orientierte Bildungseinrichtungen und Moscheen stehen Toleranz und Pluralismus entgegen. Ihnen entspringen radikale Gruppierungen, welche mitunter auch zu terroristischen Mitteln greifen.
Insbesondere junge Menschen und Nachwuchsführungskräfte im Wirkungskreis unserer Partnerorganisationen sind befähigt, gewaltfreie und gleichberechtigte Beziehungen über ethnische und religiöse Grenzen hinweg aufzubauen, eigene interreligiöse Initiativen zu lancieren, gewaltsame Konflikte zu verhindern und in Gewalt- und Konfliktsituationen auf verschiedenen Ebenen das Gewaltpotenzial zu mindern.
Die Begünstigten werden von den sehr gut in der Gesellschaft verwurzelten Partnerorganisationen von Mission 21 ausgewählt. Es wird geachtet auf die Beteiligung aus verschiedenen Religionsgemeinschaften, insbesondere auch solchen, die nicht für Offenheit und Toleranz bekannt sind, und die spezielle Förderung von Frauen. Die vorherrschende patriarchale Kultur und ein konservatives Religionsverständnis führen oft dazu, dass die Involvierung von Frauen im öffentlichen Raum und den Projektaktivitäten landläufig als Tabu angesehen wird.
Im Jahr 2022 haben insgesamt 3’759 direkt Begünstigte (50% Frauen und Mädchen) an den interreligiösen Aktivitäten zum Verständnis von Menschenrechten, Konflikttransformation und gewaltfreien Ansätzen teilgenommen.
Die Wahid Foundation fördert eine tolerante Sichtweise des Islams und steht für Pluralismus, Multikulturalismus, Demokratie und Menschenrechte ein. Im Rahmen des 2017 initiierten Friedensdorfprogramms ermächtigen sie junge Menschen, insbesondere junge Frauen verschiedener religiöser Angehörigkeit, sich in ihren Gemeinschaften als Initiant*innen für soziale Gerechtigkeit und Toleranz engagieren und ihre Dörfer zu überzeugen, friedensfördernde Massnahmen einzuführen. Die Wahid Foundation arbeitet mit LK3 und der GKP zusammen, beide ebenfalls Partnerorganisationen von Mission 21.
Das Fahmina Institut setzt sich ebenfalls für einen progressiven Islam und interreligiösen Dialog ein. Einerseits durch die Stärkung des Engagements religiöser Führer, die sich aktiv für Toleranz und Frieden innerhalb und außerhalb ihrer Gemeinschaften einsetzen. Andererseits durch die Ausbildung junger muslimischer, christlicher und buddhistischer Menschen in Ciberon und Umgebung zu Friedensakteur*innen. Die Initiative der Basisgemeinschaft wächst stetig: Im vergangenen Jahr gründeten Friedensaktivist*innen gemeinsam mit ihren Gemeinschaften fünf neue lokale interreligiöse Organisationen. Die Aktivist*innen gewinnen zunehmend an Eigenständigkeit und organisieren ohne Unterstützung des Fahmina Instituts Aktivitäten wie Begegnungsräume und den gegenseitigen Besuch bei religiösen Feierlichkeiten.
Der PGI als religiöse Organisation, die die Mehrheit der Christ*innen in Indonesien vertritt, hat ihre Projekte und Aktivitäten im Jahr 2022 weiterhin auf die Förderung von Themen wie Vielfalt, Frieden und die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ausgerichtet. Ihr seit langem etabliertes «Seminar der Religionen» in Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften wurden erstmals als Live-in durchgeführt: Teilnehmende des Seminars lebten für eine gewisse Zeit in den Häusern von sundanesischen Wiwitan-Gläubigen. Das Verständnis und die Empathie für die jeweiligen Religionen wurden dadurch bei allen Beteiligten enorm gesteigert. Das TAB-Programm für interreligiösen Dialog und Kooperation hat sich zu einem zentralen Standbein der Aktivitäten des PGI entwickelt und erreicht insbesondere viele junge Menschen in ganz Indonesien.
Auf dieselben Themen konzentrieren sich auch die Projektaktivitäten der christlichen Pasundan-Kirche GKP, die sich an Jugendliche in der Provinz West-Java richten. In der neuen Programmphase ab 2022 hat die GKP ebenfalls begonnen, ein Friedensdorfprogramm aufzubauen – mit grossem Erfolg. Führungspersonen der Religionsgemeinschaften, der Politik und der Dorfgemeinschaften unterstützen die Aktivitäten der jungen Friedenspromoter*innen. Daher wird dieses Engagement auf weitere Dörfer ausgeweitet. Das interreligiöse Jugendcamp der GKP etabliert sich immer mehr. Die 11. Ausgabe davon erhielt erstmals prominente Aufmerksamkeit der Lokalregierung.
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