Transparenter Umgang mit der eigenen Vergangenheit

Ein freigekaufter Sklave an der Goldküste (später Ghana), der ein Auskommen als Kupferschmied fand. Archiv der Basler Mission D-30.18.060

Bis Ende Jahr werden sämtliche Akten der Basler Handelsgesellschaft erschlossen sein. Mit grosszügiger Unterstützung der Christoph Merian Stiftung und der Göhner-Stiftung ist der wichtige Bestand dieses als „Missionshandelsgesellschaft“ gegründeten Handelshauses nun für die Forschung zugänglich.

Mission 21 ermöglicht damit gezielt die transparente Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, insbesondere die Geschichte ihrer Vorgängerorganisation, der Basler Mission, und bietet so Hand für einen differenzierten Zugang zur Entwicklung der Mission.

Die Handelsgesellschaft hatte in ihren frühen Jahren zahlreiche positive Auswirkungen auf das Leben der Menschen im globalen Süden. So erhielten zum Beispiel in Indien die zum Christentum übergetretenen Menschen – zumeist Angehörige tiefer Kasten und Kastenlose – dank eigens errichteter Webereien und Ziegeleien eine neue Existenzgrundlage und bessere Verdienstmöglichkeit. Darauf hat bereits Heinrich Christ in seinem fundierten Buch „Zwischen Religion und Geschäft“ (2015) hingewiesen.

Andererseits gibt es problematische Aspekte im Wirken der Handelsgesellschaft, die 1917 von der Mission abgetrennt wurde. Auch diese Aspekte sollen dank der neu zugänglichen Akten historisch kompetent aufgearbeitet werden können.

Unrecht wegen Sklavenhandel wieder gut machen

Das Streben nach Gerechtigkeit prägte die 1815 gegründete Basler Mission von Beginn an. Bereits in den 1820er Jahren beschloss die Leitung der Mission, in Afrika mit tätiger Nächstenliebe das Unrecht, das afrikanischen Männern und Frauen im transkontinentalen Sklavenhandel „durch Menschen, die sich Christen nannten“ zugefügt worden war, wieder gut zu machen.

Entschlossen zeigte sich die Mission auch im Einsatz gegen Sklaverei-ähnliche soziale Verhältnisse, die in der einheimischen Gesellschaft an der Goldküste (heute Ghana) üblich waren. Als Andreas Riis, einer der ersten Basler Missionare dort, sich (als einziger bisher bekannter Missionar überhaupt) selbst auf den Einsatz lokaler Sklaven als Arbeitskräfte auf seiner Plantage einliess, löste er Kritik in der Missionsleitung, dem Komitee, aus. Es beorderte Riis nach Basel und entliess ihn 1846 nach einer Anhörung.

Schwieriger Umgang mit lokaler Tradition

Dass in der historischen Forschung ein differenzierter Umgang mit den Quellen wichtig ist, zeigt die Situation an der Goldküste beispielhaft. Der Historiker Peter Hänger hat sie in seiner Dissertation „Sklaverei und Sklavenemanzipation an der Goldküste“ aufgearbeitet.

Das Komitee in Basel wollte die Sklaverei-ähnlichen Verhältnisse an der Goldküste rasch abschaffen – und war deshalb mit den Missionaren vor Ort in Konflikt. Denn die Missionare duldeten noch in den 1850er Jahren, dass insgesamt 12 einheimische Mitarbeitende der Mission sowie einige weitere einheimische Gemeindemitglieder Familien- und Haussklaven besassen. Die Missionare hatten allerdings auch das Wohl der Sklav*innen im Blick, wie Hänger feststellt. Denn für Freigelassene gab es in der Gesellschaft der Goldküste noch kaum Arbeitsmöglichkeiten.

Konsequente Ablehnung der Sklaverei

Die Leitung der Mission drängte aber auf eine Lösung und verbot 1862 per sofort jegliche Sklaverei innerhalb der christlichen Gemeinde an der Goldküste. Dies führte vorübergehend zu sozialen Unruhen in den christlichen Gemeinden, da sich das soziale Gefüge und somit die gesellschaftlichen Verhältnisse neu ordnen mussten.

Die Studie der spezifischen Verhältnisse an der afrikanischen Goldküste ist ein gutes Beispiel dafür, wie Mission 21 schon seit längerem die eigenen Aktenbestände für die Forschung öffnet. Mission 21 setzt sich für eine gerechte Gesellschaft ein – und dazu gehört auch der offene, kritische Blick auf die eigene Vergangenheit.

Text: Christoph Rácz, Foto: Archiv der Basler Mission

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