Mit Desinfektionsmittel gegen Pestratten

«Schülerinnenheim in Kalikut von der Hofseite (ca. 1910)». Ähnlich darf man sich auch das Mädchenheim in Mangalore vorstellen, von dem kein Bild überliefert ist. Foto aus dem Archiv der Basler Mission, BMA-30.61.020

Im Oktober 1902 wird eine tote Ratte im Mädchenheim in Mangalore entdeckt. Für die Vorsteherin des Heims, Helene Krauss, nicht ganz unvorhersehbar: «Seit Wochen hatte die Pestgefahr meinem Mädchenheim mehr gedroht denn je. Die Kinder hatten das Nötigste zusammen zu packen & das Haus sofort zu verlassen für 10 Tage.» … «Von dem Vorfall musste sofort Anzeige gemacht werden, am folgenden Tag erschien der Pestinspektor mit etwa 12 Kulis, um die Desinfektion des Hauses vorzunehmen.»

Wegen Aasfliegen an der Zimmerdecke wird diese heruntergerissen und eine weitere tote Ratte kommt zum Vorschein. Die Decke aus Palmblättern wird verbrannt, das Haus erneut desinfiziert. Im Dach des Stalls steckt eine weitere tote Ratte – es wird verbrannt, der Stall desinfiziert. Zur Sicherheit wird auch das Ziegeldach des Wohnhauses abgedeckt «damit die Sonne hineinbrennen könne, deren Licht & Wärme die Pestkeime zu zerstören vermag.»
In ihrem Bericht nach Basel schreibt Helene Krauss, dass Häuser mit «Pestratten» oder einem Pestfall aussen gekennzeichnet wurden, auch mit dem Datum der Desinfektion. Das Betreten war demnach für eine gewisse Zeit nicht mehr erlaubt.

Quarantäne damals und heute

Ende des 19. Jahrhunderts rollte die dritte und letzte Pestwelle mit rund 15 Millionen Toten über den Globus, besonders Asien war betroffen. 1898 wurde der Erreger der Pest entdeckt. Durch die Erforschung der Übertragungswege leiteten sich neue Wege der Bekämpfung ab. Es mag gewagt sein, die Pest und Covid-19 zu vergleichen. Doch beide sind Pandemien und im Umgang mit den Erregern gibt es erstaunliche Parallelen: Damals wie heute gibt es Vorgaben der Behörden und eine eigene Abteilung zur Pandemiebekämpfung. Schon damals gab es Schliessungen von Schulen und Betrieben wegen möglicher Infektionsquellen, dazu Quarantäne und strikte Massnahmen im Bereich der Desinfektion. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?

Ein Hauch von Desinfektion weht auch durch das Archiv von Basler Mission und Mission 21. Auch nach dem Lockdown Nr. 2 befolgen wir strikte Schutzmassnahmen. Nach dem ersten Lockdown galt eine Zeit lang sogar, dass benutzte Bücher und Archivalien fünf Tage in Quarantäne mussten, bevor sie wieder berührt werden durften! Das Mädchenheim in Mangalore wurde nach der Pandemie wieder aufgebaut, das Leben kam
wieder in Gang. Eine Perspektive auch für die heutige Zeit.

Text: Andrea Rhyn

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